Die Geburt des Simultandolmetschens bei den Nürnberger Prozessen

Der Grundstein für das moderne Dolmetschen wurde in Nürnberg gelegt

Die Nürnberger Prozesse, bei denen die führenden Kriegsverbrecher Nazi-Deutschlands vor Gericht gestellt wurden, sind ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Rechtsprechung. Sowohl der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher als auch die Nachfolgeprozesse sind wesentliche Etappen für das moderne internationale Strafrecht. Doch nicht nur dafür wurde bei den Nürnberger Prozessen der Grundstein gelegt, sondern auch für das Simultandolmetschen. Obwohl die Dolmetscher bei dem Tribunal eher eine Nebenrolle spielten, wären die Nürnberger Prozesse ohne sie undenkbar gewesen. Anstatt des geläufigen Konsekutivdolmetschens wurde hier das Simultandolmetschen eingesetzt. Bei dieser Art von Dolmetschen wird das zu Verdolmetschende nahezu zeitgleich mit dem Redner produziert. Im Gegensatz zum Konsekutivdolmetschen kann hier der zeitliche Abstand zwischen dem Gesprochenen des Redners und des Dolmetschers, fachsprachlich auch Décalage genannt, immens reduziert werden.

Die Entstehung des Simultandolmetschens bei den Nürnberger Prozessen

Ohne den Einsatz von Simultandolmetschern bei den Nürnberger Prozessen hätten diese wesentlich mehr Zeit in Anspruch genommen. Die Siegermacht USA, in deren Besatzungszone Nürnberg lag und deren Kriegsministerium für die Organisation des Tribunals zuständig war, entschied sich daher für den Einsatz von Dolmetschern. Die US-Armee bezog im Juli 1945 den Justizpalast in Nürnberg, in dessen Sitzungssaal 600 die ersten Nürnberger Prozesse gegen 24 Angeklagte stattfanden. Der Justizpalast grenzt an die Justizvollzugsanstalt, was ein weiterer Grund war, weshalb die Wahl auf Nürnberg fiel. Heute informiert das „Memorium Nürnberger Prozesse“ am historischen Ort nicht nur über die Nürnberger Prozesse, sondern auch über den Einsatz der Simultandolmetscher.

Große Leistung der Dolmetscher bei den Nürnberger Prozessen

Die Nürnberger Prozesse wurden von den Alliierten (USA, Großbritannien, der Sowjetunion und Frankreich) und somit auch in deren Sprachen durchgeführt: Englisch, Russisch, Französisch und natürlich Deutsch. Dank dem Einsatz der Simultandolmetscher dauerten die Prozesse nicht mehrere Jahre an und konnten für alle gleichzeitig verständlich durchgeführt werden. Die Aufgabe der Dolmetscher wurde nicht nur durch das immens anstrengende und höchst anspruchsvolle Simultandolmetschen zur Herausforderung, sondern auch aufgrund der Wichtigkeit einer exakten Wiedergabe, da eine falsche Verdolmetschung den Angeklagten in die Hände hätte spielen können. Die Dolmetscher arbeiteten in sogenannten Dolmetscherkabinen, für die die Firma IBM die Technik eigens entwickelte und zur Verfügung stellte. So wurde in Nürnberg der Grundstein für die Zukunft des Simultandolmetschens gelegt.

Simultandolmetscher bei der Arbeit

Die anspruchsvolle Übersetzungstechnik des Simultandolmetschens verlangt ausgesprochen hohe Aufmerksamkeit, da das Gesprochene nahezu zeitgleich verstanden und richtig wiedergegeben werden muss. Durch die enorme Konzentration, die das Simultandolmetschen benötigt, und aufgrund der hohen geistigen Belastung wechseln sich üblicherweise zwei bis drei Dolmetscher in regelmäßigen Zeitabständen ab, meistens nach 20-30 Minuten. Die Simultandolmetscher können sich bei eventuellen Schwierigkeiten auch in kürzeren Zeitintervallen unterstützen.

Bei der heute häufigsten Form des Simultandolmetschens sitzen die Dolmetscher in einer Dolmetscherkabine, die meist schallgedämmt hinten im Veranstaltungsraum steht. In der Dolmetscherkabine befinden sich Kopfhörer und Mikrofone sowie eine Lüftungsanlage. Die Dolmetscher hören den Redner und sprechen über ein Mikrofon, und das wiederum wird dann an den Zuhörer geleitet.

Eine spezielle Art des Simultandolmetschens ist das sogenannte Relaisdolmetschen. Diese Art wird eingesetzt, wenn die Veranstaltung in einer seltenen Ausgangssprache stattfindet. Diese „exotische“ Sprache wird zuerst in eine übliche Konferenzsprache (z. B. Englisch) gedolmetscht, was die anderen Dolmetscher dann als Ausgangssprache für die Verdolmetschung in ihre jeweilige Sprache verwenden.

Bei kleineren multilingualen Veranstaltungen mit einer geringeren Teilnehmerzahl wird oft auch das sogenannte „Flüsterdolmetschen“ eingesetzt, welches ebenfalls im Simultandolmetschmodus stattfindet. Hierfür bedarf es meist keiner Technik, da der Simultandolmetscher neben oder hinter dem Zuhörer sitzt und flüsternd in dessen Ohr spricht.

Wie steht es heutzutage um das Simultandolmetschen in Nürnberg?

Das Simultandolmetschen wird heutzutage auf der ganzen Welt eingesetzt, vor allem bei multilingualen Konferenzen, Kongressen, Tagungen u.v.m. Das Simultandolmetschen hat sich gegenüber dem „üblichen“ Konsekutivdolmetschen durchgesetzt, weil das direkte Übertragen des Gesprochenen viel Zeit spart.

Um sich heutzutage Eindrücke über die die bedeutenden Ereignisse der Nürnberg Prozesse zu machen, kann man das „Memorium Nürnberger Prozesse“ in Nürnberg besuchen.

Und wer einen Simultandolmetscher braucht, ist bei L&K Übersetzungen in Nürnberg genau an der richtigen Stelle. Unser professionelles Team besteht aus fachkundigen und erfahrenen Übersetzern und Dolmetschern, die Sie gerne bei verschiedensten Veranstaltungen, ob groß oder klein, bei Gericht, Konferenzen, Messen u.v.m. unterstützen. Kontaktieren Sie uns noch heute für professionelle Simultandolmetscher in Nürnberg!

 

Bild: Markus Spiske, unsplash.com

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